Von der Heilpflanze zum Teufelskraut
Die Geschichte der Cannabis-Prohibition.
Die Legalisierung von Cannabis sorgt für die unterschiedlichtsen Reaktionen in der Gesellschaft. Für die einen ist es ein Grund zur Freude, für die anderen eher eine erschreckende Entwicklung. Die Palette an Wahrnehmungen hat wahrscheinlich ihre Wurzeln in der langen Geschichte der Cannabis-Prohibition, die in den USA ihren Ursprung nahm und sich später auf den Rest der Welt ausbreitete.
Um das zu verstehen, lohnt sich ein Blick in die Vergangenheit.
Der Beginn der modernen Drogenpolitik in den USA lässt sich bis in das Jahr 1920 zurückverfolgen, als Alkohol verboten wurde. Der Grund für dieses Verbot war die Annahme, dass Alkohol die Wurzel vieler gesellschaftlicher Probleme wie Gewalt und Armut sei.
Das Verbot hat genau das Gegenteil verursacht. Die Prohibition sorgte für einen Anstieg in der organisierten Kriminalität, Schwarzbrennereien und ein weit verbreitetes Missachten des Gesetzes.
Als die Prohibition von Alkohol 1933 aufgehoben wurde, suchte Anslinger nach neuen „Feindbildern“ und fand diese schnell in Cannabis. Der Konsum von Marihuana wurde zunehmend mit ethnischen Minderheiten wie Mexikanern und Afroamerikanern assoziiert. Anslinger behauptete, dass Marihuana-Konsum zu kriminellen Verhaltensweisen führen würde und stützte diese Argumentation mit Rassismus und übertriebenen Darstellungen der Auswirkungen von Cannabis. 1937 führte dies zum Marihuana-Steuergesetz, das Cannabis praktisch kriminalisierte, indem es den Handel mit der Pflanze drastisch besteuerte und damit für viele Menschen unerschwinglich machte. Propaganda-Filme wie „Reefer Madness“ aus dem Jahr 1936 trugen dazu bei, die Angst vor der Substanz zu schüren, indem sie behaupteten, der Konsum von Marihuana könne zu Selbstmord, Mord und Halluzinationen führen.
In den folgenden Jahren blieb die Situation in vielen Ländern relativ stabil, auch in Deutschland, wo der Handel mit Cannabis ebenfalls untersagt und reglementiert wurde, aber wenig kontrolliert war. Erst mit dem Aufkommen der Hippie-Bewegung in den 1960er Jahren nahm der Konsum von Cannabis wieder zu, was auf die zunehmende Ablehnung der etablierten Gesellschaft zurückzuführen war. Gleichzeitig wurde Richard Nixon zum Präsidenten gewählt, und der „War on Drugs“ begann 1971 mit dem Ziel, die öffentliche Wahrnehmung von Drogenabhängigen als eine Art nationale Krise darzustellen. Nixon nutzte Drogen als politisches Instrument, um seine Gegner zu diskreditieren, indem er sie als „Drogenjunkies“ stigmatisierte. Unter Präsident Ronald Reagan verschärfte sich die Drogenpolitik weiter. Mit dem „Anti-Drug Abuse Act“ von 1986 wurden Drogendelikte härter bestraft, was zu einem massiven Anstieg der Gefängnisinsassen führte. Die „War on Drugs“-Politik führte nicht nur zu einer drastischen Überfüllung der Gefängnisse, sondern auch zu einer Privatisierung des amerikanischen Justizsystems, das nun zunehmend von privaten Unternehmen betrieben wurde. Währenddessen konzentrierte man sich auch auf internationale Drogenkartelle, insbesondere in Kolumbien, was jedoch wenig langfristigen Erfolg brachte. Die Statistik zeigt, dass trotz aller Bemühungen der Drogenkrieg letztlich wenig bewirkt hat. Heute gibt es mehr Cannabis-Konsumenten denn je, die Verfügbarkeit der Substanz ist größer als je zuvor, und der Wirkstoffgehalt von Cannabis-Produkten steigt weiter an. Doch die Behörden kommen mit der Regulierung und Kontrolle nicht hinterher.
Mein Fazit: Es ist höchste Zeit, ein Umdenken in der Gesellschaft anzustoßen. Im Bereich der Suchtpolitik wird die falsche Frage gestellt: „Nach was sind die Menschen abhängig?“ Die wichtigere Frage sollte jedoch lauten: „Warum entwickeln so viele Menschen problematische Suchtverhalten, und liegt das Problem wirklich in der Substanz oder im Umgang damit?“ Ein Beispiel für einen erfolgreichen Ansatz bietet Portugal. 2001 hat das Land alle Drogen entkriminalisiert, nachdem es in den 1990er Jahren ein schwerwiegendes Problem mit Heroinabhängigkeit hatte. Anstatt Süchtige zu kriminalisieren, wurden sie in Therapieprogramme integriert und mit kleinen Bußgeldern belegt. Diese Politik führte zu einem erheblichen Rückgang der Drogenüberdosierungen, einer Zunahme der Inanspruchnahme von Hilfe und einer Senkung der HIV-Infektionen. Darüber hinaus konnten die Kosten für das Justizsystem und die Strafverfolgung erheblich gesenkt werden.
Angesichts dieser Erfolge und der gescheiterten Ansätze des „War on Drugs“ sollten wir beginnen, die aktuelle Drogenpolitik zu überdenken und einen neuen Weg einzuschlagen, der auf Verantwortungsbewussten Kosnum, Hilfe, Prävention und weniger auf Bestrafung setzt. Der Blick über den gesellschaftlichen Tellerrand ist dringend notwendig, um die richtigen Lösungen für die Zukunft zu finden.
Stay healthy!